URVERTRAUEN

Von allen Rechtsinstitutionen die von der menschlichen Gesellschaft entwickelt wurde, ist die Adoption wohl eine der ältesten und faszinierendsten.

Indem sie ein Eltern-Kind Verhältnis ohne Blutsverwandtschaft schafft, kopiert sie die Natur und Konkurrenziert diese zugleich.

Wegen der grossen Unterschiede der Motive und der Wirkungen, die mit ihr während den Jahrhunderten rund um die Welt verbunden worden sind, bildet die Adoption aber auch ein ambivalentes Rechtsinstitut.


Adoptiert ist also nicht nur ein schönes, oft ein erschütterndes Buch, das uns alle,

Betroffene und nicht Betroffene, mit hinein nimmt in seine Fragen und Antworten


MÜTTER IN EXTREMEN NOTSITUATION

Keine Adoption geschieht aus freiem Interesse einfach ein Kind wegzugeben! Es sind Schicksale wie Armut, Krankheit, Kindsvater fehlt, Vergewaltigung, Milieubedingte Gegebenheiten oder Druck, wessen Schwangere zur Adoptionsfreigabe bewegen. 

Die Adoption ermöglicht einer Mutter aber auch ihr Kind in sichere Hände zu übergeben.

Das Kind wird im Spital gepflegt, betreut und kommt nach ein paar Tagen zur Pflegefamilie, wessen das Kind später adoptieren wird.

Rechte der leiblichen Mutter, resp. des leiblichen Vaters

Die Mutter, resp. der Vater des Kindes haben das Recht, das Kind bis zum Vollzug der Adoption zurückzufordern.

Eine Adoption kann frühestens ein Jahr nach Einverständnis der leiblichen Mutter, resp. des leiblichen Vaters vollzogen werden.

Ab 1. Januar 2018 ist sowohl die offene wie die geschlossene Adoption möglich. Siehe Adoptionsgesetz


PFLEGE- UND ADOPTIVKINDER, IHRE RECHTLICHE UND SITUATION IST GRUNDVERSCHIEDEN

Adoptiveltern haben alle Rechte am Kind, das Kind kennt seine Herkunftseltern in der Regel nicht. Die Adoptionseltern können sich nach dem Adoptionsverfahren in ihr Privatleben zurückziehen. Pflegeeltern dagegen müssen ihre Familie öffnen, sie sind eine Kleinsteinrichtung der KESB = Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde und bekommen von diesem Unterhaltszahlungen. Manche Pflegeeltern sind tagtäglich mit der Herkunftsfamilie des Kindes konfrontiert.

Pflege- und Adoptivkinder kommen so gut wie nie aus einer heilen Welt. Sonst hätten sie dort nicht fort gemusst.

Pflege- und Adoptiveltern haben über die Herkunft der Kinder oft auch mit vielfältigen Beziehungsstörungen, Gewalt, Missbrauch, Armut, Kriminalität, Drogenabhängigkeit, Psychiatrie, Alkoholismus und vieles andere mehr zu tun.

Sie werden dem Kind nur gerecht, wenn sie sich von diesen schlechten Verhältnissen nicht einfach distanzieren. Denn das Kind fühlt sich als Teil seiner Herkunft. Nur wenn die beiden Lebenswelten eines Kindes bei aller Verschiedenheit auch versöhnende Elemente aufweisen, kann es sich als wertvoll und als ganzer Mensch fühlen.

Quelle: Ruth Bietenhard und Irmela Wiemann


Emotionale Bindungen zu Adoptiveltern und dessen Kinder (Geschwistern) entstehen.

Aber sie sind immer freiwillig!

Das Kind, ob das Eigene oder das Adoptierte, gehört letztlich nur sich selbst.


FREUNDE KANN MAN SICH AUSSUCHEN - VERWANDTE NICHT

Es ist schwer zu wissen, wohin man gehen soll, wenn man nicht weiß, woher man kommt. In der leiblichen Familie aufzuwachsen, ist in unserer Kultur selbstverständlich. Kinder sind Teil ihrer Verwandtschaft, letztes Glied von Generationen. Das Kind sieht jemandem in der Familie oder Verwandtschaft ähnlich.

Kaum vorstellbar, was es auf dem Hintergrund dieser kulturellen Norm für ein Kind bedeutet, als Adoptivkind aufzuwachsen, fremdplaziert worden zu sein, fortgegeben von seiner Familie - ausgetauscht

Adoptierte setzen sich mit der Frage: "Wo sind meine Wurzeln" früher oder später auseinander. Sie alle sind getrieben von der Sucht nach ihren leiblichen Eltern, um sich so ihrer eigentlichen Identität zu vergewissern.

In der Biografie eines ehemaligen Adoptierten kommen tiefsitzende Verlustängste zum Ausdruck, Aggressionen gegenüber der weggebenden Mutter, schwere seelische Verwundungen, aber auch Projektionen, denen keine noch so perfekte Mutter genügen könnte.

Letztendlich gehört man zwei Familien an

In den Beziehungen zwischen Adoptivkindern und Adoptiveltern enthüllen sich Schuldgefühle und massive Verunsicherungen auf beiden Seiten, und neben einer trotzigen Abrechnung steht die dankbare oder fast schuldbewusste Anerkennung ihrer Liebe und Fürsorge.

Quelle: Ruth Bietenhard und Irmela Wiemann 


Kinderwunsch öffnet einen Markt, in dem Menschenleben zur Ware wird


KINDERWUNSCH

Heute machen Medizin und Geld den Kinderwunsch auch möglich, wo er früher unerfüllt blieb. Aber woher kommt er eigentlich?

Die ersten Karriere-schritte sind genommen. Ferne Länder bereist und das exzessive Ausgehen bis tief in die Nacht hatte seinen Reiz verloren. "Es passt eben, anders kann man den Zeitpunkt nicht beschreiben." 

Der Kinderwunsch hatte sich fast unbemerkt vom Irgendwann ins Jetzt geschoben.

Andere werdende Mütter erzählen, dass es der richtige Partner an ihrer Seite ist, der plötzlich intensiv den Wunsch nach einem Kind weckt. Es gibt auch Frauen, die schildern, dass ein unsicherer Arbeitsplatz, oder der steigende Druck von Freunden und Familie letztlich ausschlaggebend waren. Bei so manchen drängte auch das Alter; und andere wussten schon immer, dass sie mit spätestens 25 eine Familie gründen wollten.

Warum aber entscheiden sich Menschen überhaupt dafür Kinder in die Welt zu setzen? Ist die Antwort darauf so banal, wie sie scheint?

Biologie und gesellschaftliche Prägung haben sicher ihre Finger im Spiel. Erklärt das aber schlüssig, wann Menschen diesem Wunsch Taten folgen lassen, oder auch nicht? Erklärt es, wo der Wunsch nach einem Kind eigentlich herkommt und warum er so umfassend und einschneidend sein kann? Warum wir gleichzeitig immer weniger Kinder haben? An der Beantwortung dieser Fragen entscheiden sich Einzelschicksale, aber auch die Zukunft von Partnerschaft und wenn man der überhitzten demographischen Debatte dieser Tage glauben will, entscheidet sich daran womöglich auch die Zukunftsfähigkeit ganzer Volkswirtschaften.

Quelle: Lucia Schmidt


Ich will meinem Kind, wenn es nach seinen Eltern fragt

nicht sagen müssen, dass ich es gekauft habe!


DER OFFIZIELLE WEG

Eine offene Adoption beugt Missbrauch vor.

Eine offene Adoption, wie es das Gesetz ab dem 1. Januar 2018 möglich macht, finden im Gegensatz zur geheimen Adoption, Kontakte unterschiedlichster Form zwischen leiblichen Eltern, Adoptiveltern und/oder Adoptivkind statt. Dies kann anonym erfolgen oder unter Bekanntgabe persönlicher Daten, wie Name und/oder Wohnort. Dies verlangt von allen Beteiligten viel ab, ist aber für die Entwicklung des Kindes wertvoll. Zwangsadoption-Schweiz empfiehlt Adoptiveltern sich mit anderen Adoptivfamilien auszutauschen und in dieser Entwicklung Unterstützung zu beantragen.

 

DER INOFFIZIELLE WEG

Um die Hürden einer Auslandadoption zu umgehen und den Weg abzukürzen, gehen viele Paare den Weg der Privatadoption. Damit bewegen sie sich in einer juristischen Grauzone. Dennoch entscheidet sich in der Schweiz heute knapp jedes dritte Paar für diesen Weg.

Damit entfallen natürlich die Abklärungen zum Wohl des Kindes, welche die offiziellen Behörden im Vorfeld vornehmen. Der Behörde bleibt nichts anderes, als die Selbstbeschaffungs-Adoption abzunicken, denn sie können gekaufte Kinder nicht zurückschicken!

Die Adoptiveltern ihrerseits müssen sich klar werden, ob sie mit fragwürdigen und manchmal auch ungesetzlichen Praktiken bei einer solchen Privatadoption leben können!

Schätzungen zufolge sind 80 Prozent der Kinder aus Ländern, in denen es kaum Kontrollen gibt, aus Fällen von Kinderhandel und Kindesentführung. Adoption ist ein großes Geschäft! Aus Russland, China, Indien, Sri Lanka, Haiti, Nepal, Vietnam, Afrika und Süd Amerika, gibt es immer wieder Negativmeldungen. Zudem häufen sich die Fälle von Bulgarinnen oder Rumäninnen, die in der Schweiz gebären und ihre Kinder aus finanziellen Gründen direkt zur Adoption freigeben.

Nach US-amerikanischem Recht kann man für 40'000 bis 50'000 Dollar ein noch ungeborenes Kind von einer Leihmutter kaufen. Schon ab 20'000 Dollar gibt es eines aus dem Katalog.

Bereits laufen in der Schweiz politische Bestrebungen, solche privaten Adoptionen zu verbieten.

Denn das Problem dabei: Der Kinderexport ist für das Kind häufig nicht der beste Weg.

Nicht nur der Verlust der leiblichen Eltern, sondern auch der Verlust seiner Kultur und der Sprache hinterlässt tiefe Narben. Und wenn das Kind nicht gesund sein sollte, übernimmt niemand die Garantie.

 

Quelle: Familienleben


Aber auch, wenn es ein paar Jahre lang gut geht, immer wieder kommt es vor, dass adoptierte Kinder wegen massiven Verhaltens- und Lernproblemen in ein Kinderheim abgegeben werden,

weil die Adoptiveltern mit ihm nicht mehr klar kommen.

Aktualisiert 2016, 2018 und am 20. März 2020